Die orange-roten, zum Teil grünlichen, Farbflecken scheinen etwas abzubilden. Frei erfunden sind die nicht – das könnt ich schwören! Durch den Hell-Dunkel-Kontrast beginnen sie zu leuchten. Sind es Lampenschirme? Könnte sein. Aber in einer solchen Anordnung? Ich erkenne kein Raster, kein System an dem sie ausgerichtet wurden.
Die unterschiedlichen Grössen der Flecken erzeugen Raum und eine Tiefe, die durch das Dunkel des Hintergrundes, aufgebaut mit mehreren Lasuren, unterstützt werden.
Ich habe den Eindruck als würden die Flecken – noch unterbreite ich meine Vermutung um was es sich handeln könnte nicht – sich gegen den oberen Bildrand bewegen, oder räumlich gesprochen, nach oben fliegen.
Die Flecken sind keine formlosen Pinselspuren. Vielmehr wurden sie durch den Duktus der Künstlerin geformt und modelliert. So erhalten sie Volumen und werden zu Körpern. Körper, die Licht in sich tragen.
Ich vermute, dass es sich beim Ausgangsmaterial für dieses Bild um eine Fotografie von papierenen Heissluftballons handelt, die in den Nachthimmel entsandt wurden. Das würde den schwebenden Zustand erklären, wie auch die intensiven Farbkontraste und die Anordnung der Leuchtkörper.
Als Betrachter werde ich auf eine imaginierte Reise mitgenommen und es eröffnen sich Fragen nach dem Endpunkt der Reise. Mir kommt die Geschichte «In 80 Tagen um die Welt» von Jules Verne in den Sinn. Abendteuer. Aber auch das Ritual, bei dem ein Wunsch an einem Ballon befestigt wird um diesen dann hoch steigen zu lassen. Welche Wünsche habe ich? Und welchen würde ich losschicken um wahr werden zu lassen? Und welchen möchte ich bei mir behalten?
So gesehen eröffnet dieses Bild neben dem Bildraum auch einen imaginierten Raum. Ein Raum der Gedanken, der Wünsche, der Fantasie.
Wie sehr häufig in den Bildern von Daniela Demarmels geht es auch hier um die Erscheinungsform von Licht. Um die Fragen: Wie stelle ich Licht dar? Wie kann ich Farbe zum leuchten bringen? Es sind dies alt bekannte Themen der Malerei, die immer wieder aufs Neue erprobt und behandelt werden.
Thierry Perriard, 2017